Abiectio
Man setzt ihn hinter einen Gartenzaun
Da stört er nicht mit seinen Quälerein
"Sieh dir den Himmel an!" Er ist allein
Und seine Augen fangen an zu schaun
Die toten Augen. "O, wo ist er, wie
Ist denn der Himmel? Und wo ist sein Blau?
O Blau, was bist du? Stets nur weich und rauh
Fühlt meine Hand, doch eine Farbe nie
Nie Purpurrot der Meere. Nie das Gold
Des Mittags auf den Feldern, nie den Schein
Der Flamme, nie den Glanz im edlen Stein
Nie langes Haar, das durch die Kämme rollt
Niemals die Sterne. Wälder nie, nie Lenz
Und seine Rosen
Stets durch Grabesnacht
Und rote Dunkelheit werd ich gebracht
In grauenvollem Fasten und Karenz"
Sein bleicher Kopf steigt wie ein Lilienschaft
Aus magrem Hals. Auf seinem dürren Schlund
Rollt wie ein Ball des Adamsapfels Rund
Die Augen quellen aus der engen Haft
Ein Paar von weißen Knöpfen. Denn der Strahl
Des weißen Mittags schreckt die Toten nicht
Der Himmel taucht in das erloschene Licht
Und spiegelt in dem bleiernen Opal
Er fuhr in einen Hund, dem groß er sperrt
Das rote Maul. Die blaue Zunge wirft
Sich lang heraus. Er wälzt im Staub
Er schlürft
Verwelktes Gras, das er dem Sand entzerrt
Sein leerer Schlund ist wie ein großes Tor
Drin Feuer sickert, langsam, tropfenweis
Das ihm den Bauch verbrennt. Dann wäscht mit Eis
Ihm eine Hand das heiße Speiserohr
Er wankt durch Dampf. Die Sonne ist ein Fleck
Ein rotes Ofentor. Ein grüner Halbmond führt
Vor seinen Augen Tänze. Er ist weg
Ein schwarzes Loch gähnt, draus die Kälte stiert
Er fällt hinab, und fühlt noch, wie der Schreck
Mit Eisenfäusten seine Gurgel schnürt
Zu einem Bette kommt das Sakrament
Der Priester salbt dem Kranken Stirn und Mund
Der Gaumen, der wie rotes Feuer brennt
Würgt mühsam die Oblate in den Schlund
Die Kranken horchen auf der Lagerstatt
Wie Kröten, von dem Lichte rot gefleckt
Die Betten sind wie eine große Stadt
Die eines schwarzen Himmels Rätsel deckt
Der Priester singt. In grauser Parodie
Krähn sie die Worte nach in dem Gebet
Sie lachen laut, die Freude schüttelt sie
Sie halten sich den Bauch, den Lachen bläht
Der Priester kniet sich an der Bettstatt Rand
In das Brevier taucht er die Schultern ein
Der Kranke setzt sich auf. In seiner Hand
Dreht er im Kreise einen spitzen Stein