Die Lindenwirtin
Kein Tropfen im Becher mehr
Und der Beutel schlaff und leer
Lechzen Herz und Zunge
Angetan hat's mir dein Weib!
Deine Äuglein heller scheinen
Lindenwirtin du junges - hehe!
Und die Wirtin lacht und spricht:
"In der Linde geht es
Nicht! Kreide und Kerbholz, leider!
Hast du keinen Heller mehr
Gib' zum Pfand dein Ränzel her
Aber trinke weiter!"
Tauscht' der Bursch sein Ränzel ein
Gegen einen Krug voll Wein
Tät's um den sich wenden
Spricht die Wirtin: "Junges Blut
Hast ja Mantel, stab und Hut!
Trink und lass' dich pfänden!"
Da vertrank der Wanderknab Mantel
Hut und Wanderstab
Sprach betrübt "Ich scheide!"
Wahre wohl du kühler Trank
Lindenwirtin jung und schlank
Liebliche Augenweide!
Spricht zu ihm das schöne Weib:
"Hast ja noch ein Herz im Leib
Lass es mir zu Pfande!"
Was geschah, ich tu's euch Kund
Auf der Wirtin rotem Mund:
Heiß ein anderer brannte!
Wer dies neue Lied erdacht
Sang's in einer Sommernacht
Lustig in die Winde
Vor ihm stund ein volles Glas
Neben ihm Frau Wirtin saß:
Unter der blühenden Linde!