Anfang

Anfang.
Du hast lange geschwiegen
dann
der Schrei
(jener weltberühmte
oft zitierte Schrei)
die Bäume
die Gesichter
du wirst ein guter Junge genannt werden
du wirst ein fleißiges Mädchen genannt werden
der Pfarrer
die Tanten
mit ihren triefenden Stirnen
mit ihrem Gespür für das was immer war
und wem er jedenfalls sehr ähnlich sieht
du spürst ihren Sahnetortenatem
du lernst
dich vor den Menschen zu ekeln.

Anfang.
Da ist ein großer Himmel
da sind Hund und Katze
Vogel und Auto
Kühlschrank und Vater
und Regen
ein manchmal harter
ein manchmal schmiegsamer Regen
da sind
die Ahnen
die Gebote
die Verbote
die Zeigefinger
du wirst ein widerspenstiger Junge genannt werden
du wirst ein unmoralisches Mädchen genannt werden
die Moralisten werden dich Hurenbock heißen
die Nymphomaninnen werden dich Hure nennen
du versuchst
Wälder schön zu finden
Zärtlichkeit vor den Verstand zu stellen
ahnst
der Geruch von frischer Erde ist wichtig
dann wird es dir verschlossen
dich zu öffnen.

Anfang.
So viele fremde Freunde
mit ihren schönen Nasen
mit ihren weichen Mündern
sie brauchen dich
sie sprechen zu dir
mit ihren spitzen Nasen
mit ihren klobigen Mündern
tuscheln und zischen
jetzt eine Höhle bauen
sich schwarz färben
Pfeil und Bogen und Asche im Gesicht
und dann los:
den Vätern in den Hintern treten
Gedichte schreiben
Reden halten
tun
du wirst ein zerstörerischer Mann genannt werden
du wirst eine ungetreue Frau genannt werden.

Anfang.
Noch weißt du nichts
von den klebrigen Hotels
von den Wohnküchen
von denen
die ihr Leben aus dem Rinnstein saufen
von den verderblichen Lichtern
über den Eismeeren
von den süßlichen Gerüchen in den Lazaretten
weißt noch nichts
von den Gebeten in den Gefängnissen
von den Briefen der Töchter an ihre
verschollenen Väter
von all diesen Nächten und Tagen
von alledem
weißt du noch nichts.

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