Bin ich endlich angekommen

Konstantin Wecker

Ach was hab' ich doch nicht ausprobiert und auch ertragen
Ohne Hemmung wollt' ich Glück und Sinnenrausch erjagen
Selbstgefällig, eingebildet, immer voll in Überschwang
Suchte ich nach meiner Tiefe
Fand sie manchmal im Gesang

Ungehorsam, ungeduldig, ungestüm und unverschämt
Habe ich voll' Übermut, selten meinen Gaul gezähmt
Dieses schamlos unverblümte, unbeherrschbar wilde Tier
Konnte ich nur selten zügeln denn es hauste tief in mir
War auch immer voller Demut, meinen Meistern zugetan
Ihre Worte, ihre Weisen, zogen mich ohnmächtig an

Denn mich haben ihre Verse oft in Höhen blicken lassen
Die mir unerreichbar schienen, ihre Schönheit kaum zu fassen

Hat sich nur nach all den Jahren, etwas in mir aufgetan?
Bin ich endlich angekommen?
Wurde aus dem Untertan einer, der sein Selbst entdeckte?
Streckenweise sicher, ja
Und es gibt auch Augenblicke, darin bin ich mir sehr nah

Aber nie ist was von Dauer, auch die schönste Weisheit nicht
Sich stets weiter selbst begegnen
Scheint mir nun des Alters Pflicht

Mag sein in der letzten Stunde wird geahntes hell und klar
Und es schließt sich dann die Wunde
Die des Lebens Urgrund war

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