Schäm dich Europa

Konstantin Wecker

Schäm' dich Europa, erst sätest du Kriege
Überall in der Welt und dann brachten die Siege
Deinen Herrschern und Fürsten Reichtum und Ehre
Und es starben Millionen als Schlachtvieh deiner Heere

Du hast soviel Besitztümer an dich gerissen
Macht und besitz sind dein gieriges Ziel
Auch heute noch müssen wir alle uns schämen
Denn wir machen doch mit bei diesem schäbigen Spiel

Und nun fliehen die Ärmsten vor deinen Gewehren
Und du lässt sie ersaufen in verseuchten Meeren
Und hortest den Reichtum in Ländereien
Statt ihnen zu verteilen und die zu befreien

Die niemals dem Hagel der Bomben entrinnen
Die ihr herstellt und verkauft mit enormen Gewinnen
Es ist doch genug da für all diese Armen
Schäm' dich Europa, du hast kein Erbarmen

Schäm' dich Europa, so lang' ist es nicht her
Da fiel dir das Atmen noch unheimlich schwer
Von Kriegen zertrümmert, vom Faschismus zerstört
Alles gemordet, was zum Menschsein gehört

Du hast dich besonnen, viel gute Ideen
Erwuchsen dem Grauen, manche blieben bestehen
Du hattest die Chance zu einem wirklichen Sieg
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg

Was ist nur geworden aus den großen Gedanken?
Jetzt sieht man sie allerorts doch wieder schwanken
Rassisten, Faschisten, wie konnt's soweit kommen
Haben in Parlamenten, Sitze gewonnen

Schäm' dich Europa, wie konnte das sein?
Hat dich die Hoheit des Markts so verblendet?
Die an Menschlichkeit glauben lässt du allein'
Du hast die schönsten Ideen geschändet

Du hast dich besonnen, viele gute Ideen
Erwuchsen dem Grauen, manche blieben bestehen
Du hattest die Chance zu einem wirklichen Sieg
Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg

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