Herr Reimer
Herr Reimer steht am Fenster und isst Brot
und ich hau jeden Tag zehn Euro raus.
Es ist neun und ich hab wieder schon kein' Bock mehr -
Herr Reimer kommt jeden Tag um Fünf nach Haus.
Kollege kommt in Halle und bringt Kaffee,
schimpft auf Firma, doch Herr Reimer bleibt stumm.
Seit zwanzig Jahren steht er hier an der Maschine
und ich fall' schon nach zwei Wochen um.
Herr Reimer fuchtelt immer mit den Händen,
seine Augen leuchten, wenn er was erklärt.
Er kriegt sechs und ich krieg sieben Euro -
er hat sich niemals deshalb beschwert.
Herr Reimer bekommt glasige Augen
wenn er von Russland erzählt.
Zwei Söhne von ihm sind dort noch immer
und ich weiß nicht, wie sehr ihn das quält.
Refrain:
Herr Reimer war noch niemals auf Mallorca.
Bald is er dreiundsechzig und dann fliegt er hin.
Ich hab mich nicht getraut ihm zu verraten,
wo ich mit dreiundzwanzig Jahren schon überall gewesen bin.
Erst kürzlich besucht' ich Herrn Reimer in der Firma,
er hämmerte grad' irgendein Schanier.
Ich schaute rüber zu Fau Fischers Platz am Werkzeug -
sie hatte Krebs und ist schon lange nicht mehr hier.
Erst kürzlich hat Herr Reimer seine Mutter beerdigt,
dabei hat er doch sowieso kein Geld.
Und ich, ich hab ihm wieder mal verschwiegen,
dass ich Schulden mach' für meine Reisen in die Welt.
Refrain:
Herr Reimer war noch niemals auf Mallorca.
Bald is er dreiundsechzig und dann fliegt er hin.
Ich hab mich nicht getraut ihm zu verraten,
wo ich mit dreiundzwanzig Jahren schon überall gewesen bin.
Wo ich mit dreiundzwanzig Jahren schon überall gewesen bin.